Mittwoch, 10. Oktober 2007

Na ich bin gespannt

ob meine Studenten am Ende dieses Semesters auch nur irgendwas gelernt haben ;-)
Ja, wer es noch nicht erwartet hat, diese Woche hat mein Unterricht begonnen. Eigentlich wollt ich ja schon nach meinem ersten Tag als Prepodawatelniza, also Hochschullehrerin, meinen ersten Eintrag schreiben aber ja, ich kam nicht so ganz dazu.
Nachdem ich das Wochenende in meinem Zimmer verbracht hab, weil ich mich auf meine erste Stunde vorbereitet hab. Und je mehr ich überlegt hab, desto weniger hats hingehaut irgendwie ein Konzept auf die Beine zu stellen, bis ich schließlich Sonntag am Abend, knmapp am Rande des Nervenzusammenbruchs, kurz davor war einfach die Flucht zu ergreifen und mich in den nächsten Zug nach Moskau zu setzen um von dort aus heimzufliegen.

Tja, dann kam der Montag, die Stunde der Erkenntnis. Mein Unterricht begann um 10.10 Uhr, ich war überpünktlich (ja, selbst mir passiert das mal), noch ein bisschen versucht mit Olga, einer der Damen vom Lehrstuhl, russisch zu reden, dann kam die erste Stunde.
Da ich null Ahnung hatte, wie weit die Studenten sind, was sie können und was nicht (und da ich auch wenn ich das gewusst hätte mich nicht anders vorbereitet hätte), gabs mal ein kleines Kennenlernenspiel, stellen sie ihren Nachbarn vor...inkl. Notizen und einem kleinen gezeichneten Porträt, zwecks nachher Abgabe an mich. Die gemalten Bilder brachten natürlich alle zum lachen, no na ned, aber sonst lief es eigentlich ganz gut.
Dann ein bisschen auf Tuchfühlung, was wissen sie schon über Österreich (nix), was wollen sie über Österreich lernen (nix) und mit ein bisschen Hilfestellung kam da dann doch einiges zusammen. Dann mal wiederholt wo Österreich überhaupt liegt (Österreich? Kann man das essen? Trinken? Wenn nicht, was sollen wir dann damit?), warum Österreicher anders klingen als die Deutschen (was aber Studenten im 2.Lehrjahr eh noch nicht auffällt), einen kleinen Text vorgelesen um zu sehn, was sie verstehn und flugs waren meine 90 Minuten dann eigentlich auch schon rum...naja, zumindest 80 davon, dann bin ich endgültig am Schlauch gestanden weil ich nicht mehr wusste was ich tun sollte. Das hat Swetlana, ihre Lehrerin, die sie sonst haben, dann auch noch rübergebogen und vorbei war meine erste Unterrichtseinheit an einer russischen Universität. Nachdem meine erste Hardcorenervosität verflogen ist, ging es dann auch eigentlich ganz gut...Anfängerin halt.
Dann 10 Minuten Pause und gleich die nächste Gruppe. Die waren lustigerweise bei der Vorstellungsrunde um einiges, kreativer sag ich mal, was ihre Wortwahl anging, dafür musste man ihnen danach sehr viel mehr aus der Nase ziehen als noch der vorigen Truppe. Aber auch das lief ganz gut, haben ein bisschen früher Schluss gemacht aber so wars ok.

Dienstag dann die nächste Gruppe, wieder 2.Studienjahr. Sehr aufgeweckte Mädelsrunde, viel Gekicher, viele Fragen an mich (dabei waren die andern beiden schüchterner), was aber sicher auch an Sonja liegt, ihrer Lehrerin, die sie sonst haben. Sonja ist, wenn überhaupt, in meiner Altersklasse und selber erst mit dem Studium fertig geworden und jetzt unterrichtet sie eine Gruppe. Also sehr locker das Ganze, mit denen wird es sicher ein besonders spaßiges Semester.

Danach dann Seitenwechsel und ich hatte meine erste Russischstunde mit Soja (ich würde ja so gern immer den jeweiligen Vatersnamen dazuschreiben, aber ich kann sie mir einfach nicht merken, verzeiht liebe Russinnen und Russen). Lief soweit eigentlich ganz ok, sie hat einiges hervorgekitzelt, was ich eh schon längst gelernt hab und eigentlich auch weiß, das aber in den Untiefen meines Gehirns verschwunden ist. War jedenfalls fein, mit einer Russischlehrerin allein im Klassenzimmer ist es auch viel einfacher Russisch zu reden, als draussen, in der richtigen Welt ;-) Na, ich taste mich heran, keine Ahnung woher diese Redescheuheit kommt, ist ja eigentlich sonst nicht so meine Art (Sch***Kulturschock).

Und heute hatte ich das erste Mal 2 meiner Gruppen aus dem 3.Studienjahr, die natürlich schon um einiges weiter sind. Mit ihnen hab ich auch ein bisschen anders gearbeitet, was dazu geführt hat, dass mir bei der ersten 15 Min vor Ende wieder mal der Stoff ausging, das Vorbereiten hab ich einfach noch nicht drauf. Dafür gabs gleich Schelte von der Lehrstuhlleiterin, was gar ned so schlecht war, weil so hab ich mich vor der zweiten noch kurz hingesetzt und mir was überlegt, damit es dort nicht auch so endet.

In der 2.Gruppe hatte ich dann einen zusätzlichen Schüler, nämlich deren Klassenlehrer. Ich mein, im Prinzip bin ich ja nur Assisstentin und deswegen muss rein theoretisch der Klassenlehrer immer anwesend sein, was ich auch nicht so schlecht find, zumindest am Anfang nicht. Aber wenn ich die Studenten unterrichten soll, ist es ziemlich, naja, störend, wenn die Antworten, die ich eigentlich von ebendiesen hören will dann immer schon nach ganz kurzer Überlegphase vom Lehrer kommen. So lernts der Nachwuchs nie. Naja, ich glaub er ist der erste, den ich in Theoriestunden bitten werde daheimzubleiben ;-)

Aber sonst kann ich mich nicht beschweren, die Kollegen sind alle sehr nett, selber interessiert was ich so von mir gebe, lassen mir freie Hand und waren bis jetzt auch absolut nachsichtig, dass ich nicht als professioneller Fachtrottel vorne steh sondern halt trotzdem Anfängerin bin.

Die Gruppen sind vielversprechend, man merkt zum Glück auch sehr schnell, wer von selber fleissig redet und sich meldet, und wen man eher auffordern muss, wobei diejenigen dann nicht schlechter sind als die andren, halt einfach ruhiger.

Jedenfalls bin ich momentan grad euphorisch, was dieses Jahr hier angeht, aber keine Angst, ich bin sicher es werden auch genug Einträge kommen wo ich mich, das Leben, die Uni und Russland aufs Tiefste verwünsche weil mal was in die Hose gegangen ist...thats life, man is zwar nie vorbereitet auf schlechte Erfahrungen aber ich werd auch mit denen zurecht kommen (ich frag mich grad woher mein unerschütterlicher Optimismus heute kommt...egal, ich bewahre mir diesen Zustand so lang wie möglich :-))

es grüßt
das Murmeltier mit Brille auf der Nasenspitze und Lehrerdutt *hihi*

Wie kommt ein Murmeltier nach Russland?

Für alle, die es interessiert, wie sich das Murmeltier bei seinem 9-monatigen Russlandaufenthalt schlägt...

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